Gedenkrede für Ernst Thälmann am 10. April 2022 in Weimar

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Kategorie: Thüringen
Veröffentlicht am Montag, 11. April 2022 21:23
Geschrieben von estro
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Thlmanndenkmal-WeimarIn Berlin soll ein Denkmal für Ernst Thälmann abgerissen werden. Die Logik dahinter erschließt sich wohl nur historisch unterbelichteten westdeutschen Moralisten.

Alles was geschieht, geschieht derzeit gegen Putin. Frieren gegen Putin. Aufrüsten gegen Putin. Menschen russischer Herkunft diskriminieren gegen Putin. Hohe Teuerungsraten freudig begrüßen gegen Putin.

Warum soll aber ein Denkmal für den mutigen Antifaschisten Ernst Thälmann in Berlin abgerissen werden, als politisches Signal gegen Putin? Wladimir Wladimirowitsch mag vieles sein - ein Kommunist ist er nicht. Ebenso wenig war der von den Faschisten ermordete Genosse Thälmann Russe! Für manche Westdeutsche ist das wohl ein irgendwie zum Reich des Bösen gehörenden Mischmasch: die DDR, der Kommunismus, die Russen, Putins Angriff auf die Ukraine... Davor muß die Öffentlichkeit beschützt werden.

In der DDR jedoch – was immer man über sie sagen mag – die historische Leistung des Genossen Thälmann angemessen gewürdigt. Für das Niveau der westdeutschen Geschichtsschreibung ist es dem gegenüber entlarvend, daß diese den einflußreichsten Gegner Hitlers konsequent totschweigt, ja mehr noch: ihn aufgrund eines modischen, fehlgeleiteten Aktionismus ganz aus dem gesellschaftlichen Gedächtnis streichen will!

Begonnen hatte es aber mit der Schändung des Thälmann-Denkmals, hier in Weimar. Auf Anweisung des Herrn Stephan Zänker wurde das Denkmal mit hellem Stoff verhüllt. Mit der über ein Wochenende andauernden Aktion sollte eine Debatte über den künftigen Umgang mit dem 1958 errichteten Denkmal für den KPD-Vorsitzenden angestoßen werden. Das sagte der geistig unterbelichtete Zänker vom Verein Weimarer Republik. Dieses Denkmal wurde 1958 als erstes großes Denkmal für den Genossen Thälmann eingeweiht. Das war natürlich in der DDR, aber in der BRD war es undenkbar!

Vor 78 Jahren, am 18. August 1944, wurde der Genosse Thälmann im KZ Buchenwald ermordet. Im bitterbösen „Unrechtsstaat“ wurde er verehrt, hier nannten wir ihn Teddy.

Im Westen Deutschlands, wo nach 1945 dieselben Kader regierten wie vor Kriegsende, wurde der ermordete Teddy zur Persona non grata.

Als sich die KPD nach dem Sieg über den Faschismus - in der trügerischen Freiheit der besetzten BRD – wieder politisch aktiv wurde, verbot man sie erneut. Von den gleichen Richtern und der gleichen Justiz, die sie bereits 1933 verboten hatte,

Die KPD unter Ernst Thälmann war die einzige Partei die nach der Ernennung von Hitler zum Reichskanzler, zum Generalstreik und aktiven Widerstand aufrief. Das sollte man nie vergessen!

Teddy war ein Mann des Volkes. Er stammte aus einfachsten Verhältnissen, wurde 1886 in Hamburg geboren, schlug sich als Hilfsarbeiter durch, erlebte die Schrecken des Krieges 1914 im Schützengraben. Teddy nahm an den großen Schlachten der Westfront teil, wurde mehrfach verwundet. Der Sinnlosigkeit des Krieges leid desertierte er 1918.

Desillusioniert von der pseudolinken Partei SPD, die schon damals nur ihre eigenen sowie bürgerliche Interessen vertrat, half er mit bei der Bildung der KPD und wurde deren Leitfigur. Sein politisches Engagement führte nicht nur zu Mordanschlägen auf seine Familie, auch der Staat strafte ihn. Aus seiner Arbeitsstelle dem Hamburger Arbeitsamt wurde er fristlos entlassen.

Teddy war nicht irgendwer und nicht nur ein Unruhestifter: Er war ein begnadeter Redner und ein beliebter echter linker Politiker, der schon 1932 klar propagierte „Wer Hitler wählt wählt den Krieg“

Die (west)deutsche Geschichtsschreibung unterschlägt konsequent, daß dieser Mann der härteste und vielversprechendste Gegner der Faschisten war. Mehr noch, wurde vor nicht allzu langer Zeit in diesem Land, Thälmanns KPD offiziell mit den Faschisten gleichgesetzt. Selbstverständlich bekamen das nur Interessierte mit. Schulkinder erfahren heute grundsätzlich nichts von Thälmann. Sein Name steht in keinem Lehrplan.

Bei den Wahlen vor der Nazizeit errang Ernst Thälmann immerhin 13,2 % der Stimmen für das Amt des Reichspräsidenten. Der alte und senile Paul von Hindenburg gewann die Wahl. Wenig später ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanzler. Zu einem von Thälmann geplanten Generalstreik gegen diese Hinterzimmerpolitik der Eliten kam es nicht mehr. Er wurde am 31. März1933 verhaftet. Am 17. August 1944 wurde Thälmann auf persönlichen Befehl Hitlers in das KZ Buchenwald gebracht. Am 18. August wurde er ermordet und gleich verbrannt. Einer der Täter - SS-Mann Wolfgang Otto - wurde erst in den 1980er Jahren in der BRD vor Gericht gestellt, dort aber, wie so viele, freigesprochen!

Wie Thälmann über die passive Zuschauerdemokratie dachte - in der brave Bürger alle paar Jahre ein Kreuzchen machen und ihr Schicksal in die Hände dubioser Politmarionetten legen - äußerte er sich einmal treffend: „Wir sagen nicht: Wählt Thälmann, dann habt ihr Brot und Freiheit. Wir sagen um Brot und Freiheit müßt ihr kämpfen!“

Ernst Thälmann, der größte und gefährlichste Gegner Adolf Hitlers, wurde und wird in der BRD totgeschwiegen. In der DDR hingegen benannte sich eine Jugendorganisation nach ihm, die Thälmannpioniere! Deren Werte wie internationale Solidarität, Völkerfreundschaft, Frieden sind heute noch bei vielen verankert.

Die Zerstörung des Andenkens an diesem Mann ist noch nicht zu Ende, sondern gipfelt aktuell in einer geisteskranken Farce! So fordert die CDU - beklatscht vom deutschen Mainstream - das Denkmal in Berlin-Prenzlauer Berg zu entfernen. Warum? Wegen „Putins Krieg gegen die Ukraine“ fordert die CDU allen Ernstes, das Thälmann Denkmal abzureißen. Und die Grünen halten das für eine echt gute Forderung

Vielleicht kann irgend jemand diesen unwissenden Schwachköpfen mal erklären das Putin kein Kommunist ist und das Thälmann kein Russe war.

Das von einem jüdischen Künstler geschaffene Denkmal in Berlin zeigt den bedeutendsten deutschen Antifaschisten, der auf persönlichen Befehl des Faschisten Hitler umgebracht wurde. Es soll nun eingeschmolzen werden, um den Erlös in die Ukraine zu überweisen, am besten an das Regiment Asow, oder?

H. Leonard