Der Weg aus der Unterdrückung - Internationaler Frauentag 2017
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- Kategorie: Nordrhein-Westfalen
- Veröffentlicht am Mittwoch, 08. März 2017 19:30
- Geschrieben von LO NRW
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Existiert heute noch die Unterdrückung der Frauen? Manche sagen – nein, bei dem ganzem Feminismus in der Welt, bei der Tatsache, daß die Mädels längst lernen, studieren und arbeiten dürfen genau so wie Jungs. Vielleicht in Saudi Arabien oder Afghanistan, ja, da kann man sich so etwas noch vorstellen.
Dennoch, wenn wir in die Welt mit offenen Augen schauen, ist das Bild der Geschlechtsungleichheit einfach furchterregend. Es geht nicht nur um „arme muslimische Kopftuchfrauen“, die allerdings wirklich unterdrückt sind, besonders wenn es um radikal-islamische Gruppen und Staaten geht, die von den NATO-Staaten unterstützt werden gegen moderate Regime wie die von Muammar Kaddafi oder Baschar Assad.
Es geht aber um viel mehr Elend in der Welt, das Frauengesicht hat. So z.B. sind Frauen und Mädchen (selten die Jungen) Opfer von Menschenhandel, der in unserer Zeit unglaubliche Profite bringt. Die Frauen und Kinder werden in Bordelle verkauft, in die Straßenprostitution gedrängt, in Strip-Clubs, für Pornos oder für den Sex-Tourismus mißbraucht. Nach einer UNO-Rechnung (Correspondents in Vienna, 2006) beträgt der Jahresumsatz der Menschenhandelsmißbrauchsbranche ca. 31 Milliarden US-Dollar. Mehrere internationale bürgerliche Organisationen verurteilen diese grausamen Praktiken und versuchen diese zu stoppen. Das hat aber bis jetzt nichts gebracht, denn die Branche wächst nur immer weiter. Man kann nicht die genaue Anzahl der verkauften Frauen und Mädchen bestimmen. Die Einschätzungen liegen bei 700-900 000 bis zu 1,6 Millionen Menschen pro Jahr (https://www.frauenrechte.de/online/images/downloads/frauenhandel/Daten_und_Fakten_Frauenhandel.pdf).
Die Experten meinen, daß der Frauenhandel noch nie in der Geschichte solche Maßstäbe erreicht hatte und noch nie so schnell wuchs. Hier muß man anmerken, daß die BRD auf einer der ersten Positionen unter den Zielländern des Menschenhandels steht. Körperliche und sexuelle Gewalt, Freiheitsentziehung gehören zum normalen Alltag dieser Frauen.
Dazu kommt das „normale“ Elend einer Frau in kapitalistischer Gesellschaft. Selbst in der BRD, wo die Frauen nach der Meinung vieler so „gut“ gestellt sind, sprechen die Zahlen für sich selbst:
So, z.B. im Jahr 2015 verdienten die Frauen mit einem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von 16,20 Euro 21% weniger als Männer (20,59 Euro).
Das wird dadurch erklärt, daß in „Frauenberufen“ (z.B. in sozialem Bereich) weniger bezahlt wird als in „typisch männlichen“, daß Frauen viel öfter in Teilzeit arbeiten und dort auch der Stundenlohn geringer ist. Dazu kommt, daß die Frauen eben diejenigen sind, die Familien- und Berufsleben irgendwie vereinbaren müssen, denn sie tragen ja die Verantwortung für die Kinder.
Frauen bekommen 60 Prozent weniger Rente als Männer. 63 Prozent der Frauen bekommen weniger als 650€ Rente. Unter den Bezieher/innen von Hartz IV ist die Gruppe der alleinerziehenden Mütter besonders groß.
http://www.frauenbeauftragte.org/armut/aktion/kampagne-gegen-frauenarmu
Warum ist das so selbstverständlich, daß Frauen deutlich ärmer als Männer sind, daß Männer sogar Frauenkörper kaufen können? Und das in der Zeiten der „Emanzipation“ und „Feminismus“?
Engels schreibt in “Ursprung der Familie, Privateigentums und Staat” dazu:
Engels nimmt in seinem Werk „Ursprung der Familie, Privateigentums und Staat dazu Stellung.
“Der Umsturz des Mutterrechts war die weltgeschichtliche Niederlage des weiblichen Geschlechts. Der Mann ergriff das Steuer auch im Hause, die Frau wurde entwürdigt, geknechtet, Sklavin seiner Lust und bloßes Werkzeug der Kinderzeugung. Diese erniedrigte Stellung der Frau, wie sie namentlich bei den Griechen der heroischen und noch mehr der klassischen Zeit offen hervortritt, ist allmählich beschönigt und verheuchelt, auch stellenweise in mildere Form gekleidet worden; beseitigt ist sie keineswegs“.
Und weiter:
„So tritt die Einzelehe keineswegs ein in die Geschichte als die Versöhnung von Mann und Weib, noch viel weniger als ihre höchste Form. Im Gegenteil. Sie tritt auf als Unterjochung des einen Geschlechts durch das andre, als Proklamation eines bisher in der ganzen Vorgeschichte unbekannten Widerstreits der Geschlechter. In einem alten, 1846 von Marx und mir ausgearbeiteten, ungedruckten Manuskript finde ich: “Die erste Teilung der Arbeit ist die von Mann und Weib zur Kinderzeugung.” Und heute kann ich hinzusetzen: Der erste Klassengegensatz, der in der Geschichte auftritt, fällt zusammen mit der Entwicklung des Antagonismus von Mann und Weib in der Einzelehe, und die erste Klassenunterdrückung mit der des weiblichen Geschlechts durch das männliche“
Marx und Engels bauten keinerlei Illusionen auf über ein wunderbares Familienleben mit Liebe; sie äußern, daß die Familie in einer Ausbeutergesellschaft auch eine Ausbeutungsinstitution ist.
Diese Tatsachen werden von Feministinnen und verschiedenen Laien verschieden erklärt: manche erzählen etwas von der „Idee des Patriarchats“, die anderen führen es auf biologische Tatsachen zurück, z.B. weil Frauen körperlich schwächer sind als Männer (was nur eine statistische Tatsache ist, und nicht unbedingt individuell immer so ist, denn es gibt ja starke Frauen und schwächere Männer). Ein weiterer Erklärungsversuch wird darauf zurückgeführt, weil Frauen einen „Mutterinstinkt“ haben.
Wir als Kommunisten sollen vor allem die ökonomischen Aspekte anschauen.
Was unterscheidet Frauen und Männer ökonomisch?
Marx und Engels beschrieben die verschiedene Aspekte der kapitalistischen produktiven Arbeit, der Ausbeutung, die dabei entsteht, und die Auswirkung dieser Produktivverhältnisse auf das ganze Leben.
Es gibt auch eine andere Art der Arbeit, die so selbstverständlich und unbemerkt ist, daß sie nie ernsthaft als Arbeit wahrgenommen wird: das ist die Arbeit an Menschen selbst, an Arbeitskraft selbst, denn der Mensch soll geboren und erzogen werden, er braucht Hilfe und Pflege in verschiedenen Lebenssituationen, wie im Alter und bei Krankheit. Diese bestimmte Art von der Arbeit wird überwiegend von den Frauen geleistet. Es gibt bereits den Beruf der „Familienpflegerin“ mit 2-jähriger Ausbildung, in deren Rahmen die Frauen die Grundsätze von Kinder-, Alten-, Kranken- und Behindertenpflege, Raumpflege, Hauswirtschaft erlernen und danach bei Bedarf die fehlende (z.B. durch Krankheit) Mutter, Frau und Tochter ersetzen können.
Also jede Mutter und viele Ehefrauen leisten täglich diese Arbeit an Familienpflege, und zwar unbezahlt.
Ausbildung, Studium und Arbeitsleben der Frauen ändern nicht viel an der Tatsache, daß sie weiterhin diese Familienpflegearbeit leisten müssen. Auch die Erleichterungen wie Waschmaschine oder Pampers für das Kind ändern nicht viel: genauso wie bei produktiver Industrie-Arbeit, wird der körperliche Teil erleichtert. Die Zeit aber, die die Frau z.B. für die Kinderpflege leistet, bleibt unverändert. Ein kleines Kind (genauso wie ein demenzerkrankter alter Mensch) kann nicht allein gelassen werden, braucht eine Aufsicht und das 24 Stunden, 7 Tage in der Woche. Und die Zeit, die die Frau in diese Familienpflege investiert, ist eigentlich die Zeit, die sie für ihre bezahlte produktive Arbeit, für eigene Entwicklung oder auch für die Erholung benutzen könnte..
Also der ökonomische Unterschied zwischen Mann und Frau besteht in der unbezahlten Arbeitszeit für die Familienpflege, die von der Frau geleistet wird. Dieser Unterschied führt zu Frauenarmut, und auch dazu, daß selbst der Körper und die Sexualität der Frau zu einer Ware wird und an die reicheren Männer verkauft wird. Der kapitalistische Markt verwandelt diesen Handel in eine Profit-Branche.
Wo ist der Ausweg aus dieser Situation? Lenin sah das Ausmaß der Probleme sehr gut und beschrieb sie in seinem Artikel „Die große Initiative“.
„Wir haben tausendmal das Recht, stolz zu sein auf das, was wir auf diesem Gebiet [der Frauenrechte] geleistet haben. Aber je mehr wir den Boden von dem Schutt der alten bürgerlichen Gesetze und Einrichtungen gesäubert haben, um so klarer ist es für uns geworden, daß dies nur die Ebnung des Bodens für den Bau, aber noch nicht der Bau selber ist.
Die Frau bleibt nach wie vor Haussklavin, trotz aller Befreiungsgesetze, denn sie wird erdrückt, erstickt, abgestumpft, erniedrigt von der Kleinarbeit der Hauswirtschaft, die sie an die Küche und an das Kinderzimmer fesselt und sie ihre Schaffenskraft durch eine geradezu barbarisch unproduktive, kleinliche, entnervende, abstumpfende, niederdrückende Arbeit vergeuden läßt. Die wahre Befreiung der Frau, der wahre Kommunismus wird erst dort und dann beginnen, wo und wann der Massenkampf (unter Führung des am Staatsruder stehenden Proletariats) gegen diese Kleinarbeit der Hauswirtschaft oder, richtiger, ihrer massenhafte Umgestaltung zur sozialistischen Großwirtschaft beginnt.
Schenken wir dieser Frage, die theoretisch für jeden Kommunist unbestritten ist, in der Praxis genügend Aufmerksamkeit? Natürlich nicht. Lassen wir den Keimen des Kommunismus, die schon jetzt auf diesem die frei sind von allem Schwülstigen, Hochtrabenden, Feierlichen, die aber tatsächlich geeignet sind, die Frau zu befreien, tatsächlich geeignet sind ihre Ungleichheit gegenüber dem Mann im Hinblick auf ihre Rolle in der gesellschaftlichen Produktion wie im öffentlichen Leben zu verringern und aus der Welt zu schaffen…“Gebiet vorhanden sind, genügend Fürsorge zuteil? Nein und abermals nein. Öffentliche Speiseanstalten, Krippen, Kindergärten – das sind Musterbeispiele derartiger Keime, das sind jene einfachen, alltäglichen Mittel,
Hier sehen wir schon einen Ausweg: diese Arbeit in der Familienpflege soll vergesellschaftet werden, sie soll eine sozialistische gemeinsame Arbeit sein.
Wir Kommunisten wissen: nur wenn die Gesellschaft diese unbemerkte Frauenarbeit als normale, gesellschaftlich notwendige Arbeit behandelt, wird sich etwas verändern.
Der überwiegende Teil der Familienpflege muß vergesellschaftet werden. Die Altenpflege, die Kinderpflege und Kindererziehung sollen von Fachleuten in speziellen Einrichtungen oder auch zu Hause durchgeführt werden (je nachdem). Der Teil dieser spezifischen Arbeit, der nicht vergesellschaftet werden kann (so braucht z. B. ein kleines Kind viel Zuwendung und Muttermilch), soll entsprechend von der Gesellschaft entlohnt, kompensiert und materiell geschätzt werden. Das alles ist nur dann möglich, wenn sozialistische Verhältnisse – also Planökonomie und das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln – eingeführt werden. Fortgeschrittene Ansätze dafür existierten bereits in sozialistischen Länder wie der Sowjetunion und der DDR. Dort war die Kinderpflege meistens durch Kinderkrippen und Kindergärten übernommen worden. Der Teil hingegen, der nicht übernommen werden konnte, wurde stark erleichtert: die Frauen bekamen leicht Erziehungsurlaub, Pflegeurlaub, wenn das Kind krank war (er wurde nicht wie heute in der BRD auf lächerliche 10 Tage pro Jahr begrenzt! Das Kind kann auch öfter krank werden, und dann braucht es die besondere häusliche Pflege); die Frauen verloren keinen Anschluß an das berufliche Leben durch die Kindererziehung.
Auf dieser Bahn wird sich auch die zukünftige sozialistische Gesellschaft entwickeln. Die bessere Einbeziehung der Männer in diese Aufgaben ist auch notwendig und kann durch gesellschaftliche Maßnahmen verstärkt werden. Aber diese Maßnahmen sind in der kapitalistischen Gesellschaft nicht durchsetzbar, weil die Kapitalisten von ihren männlichen (also besser bezahlten) Arbeitskräften auch absoluten Einsatz ohne irgendwelche Beschäftigung mit der Familie erwarten. Das wird sich erst dann ändern, wenn es keine Kapitalisten mehr gibt und die Arbeiter für sich selbst entscheiden können!
Mit echter und nicht nur formeller Unabhängigkeit der Frau kommt auch die wahre Gleichberechtigung. Eine Frau mit guter Bildung, Berufstätigkeit und als anerkannter Teil der sozialistischen Gesellschaft ist selbstsicher und läßt sich nicht so einfach von irgendwem schikanieren, mißbrauchen oder schlagen. Sie verkauft nicht ihren Körper und betrachtet sich selbst nicht als kostenlose Bedienungskraft.
Nur die sozialistische Gleichheit wird die Frauen befreien, nicht der gleiche Niedriglohn im Kapitalismus. Nur der Sozialismus und die damit verbundene bewußte Umwandlung der Familienpflege ist ein wahrer Weg zu Befreiung der Frauen