Zum 140. Geburtstag von Wilhelm Pieck
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- Kategorie: Vorträge
- Veröffentlicht am Sonntag, 03. Januar 2016 09:37
- Geschrieben von estro
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Ein Leben für die Arbeiterklasse
Wilhelm Pieck wurde am 3. Januar 1876 in Guben als Sohn des Kutschers Friedrich Pieck und der Wäscherin Auguste Pieck geboren. Die Kinderjahre unterschieden sich durch nichts von denen anderer Arbeiterkinder.
Mit 6 Jahren wurde er eingeschult, lernte fleißig und bekam stets gute Noten. Bereits sehr früh zeigten sich bei ihm Eigenschaften, die für seine spätere politische Entwicklung typisch waren: Lern- und Lesefreude, Hilfsbereitschaft und Ordnungsliebe, Parteinahme gegen jede Unterdrückung.
Nach Beendigung seiner Lehrzeit als Tischler trat er in Guben mit 18 Jahren dem Holzarbeiterverband bei. Ältere Gewerkschaftsmitglieder erschlossen ihm eine neue geistige Welt, die des Marxismus. So wurde er ein Jahr später, im Juli 1895, Mitglied der von August Bebel und Wilhelm Liebknecht geführten Sozialdemokratischen Partei. Wegen seines unerschrockenen Eintretens für die Interessen seiner Gewerkschaftskollegen wurde er Ende 1895 als Vorsitzender des Ortsvereines des Holzarbeiterverbandes in Osnabrück gewählt. In Bremen, wohin ihn seine Wanderschaft 1896 führte, erfuhr er die erste systematische sozialistische Schulung.
Im Mai 1898 heiratete Wilhelm Pieck Christine Häfker. Aus dieser Ehe gingen die Kinder Elly, Arthur und Eleonore hervor.
Aufgrund seiner aktiven Arbeit als politischer Funktionär wurde Wilhelm Pieck 1905 Vorsitzender des Bildungsausschusses der SPD in Bremen. In seiner politischen Tätigkeit wurde er im November 1905 als Abgeordneter der Bremer Bürgerschaft und im Juni 1906 zum hauptamtlichen Sekretär der SPD in Bremen gewählt.
Im Winter 1907/1908 lernte er auf Reichsparteitagen seine Lehrer Franz Mehring, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht kennen, mit denen ihm zugleich innige Freundschaft verband, die erst mit ihrem Tode ihr Ende fand.
Seit Herausbildung der Linken in der SPD gehörte Pieck zu ihr und benutzte jede Gelegenheit gegen den Revisionismus anzukämpfen. Auch seine zentrale Funktion als Geschäftsführer des zentralen Bildungsausschusses der SPD benützte er, um mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zusammen einen entschiedenen Kampf gegen jede Verfälschung der Lehre von Marx und Engels zu führen.
Nach Ausbruch des I. Weltkrieges gehörte er zu den aktivsten Organisatoren des Kampfes gegen den imperialistischen Krieg.
Mit dem schmachvollen 4. August 1914, an dem die sozialdemokratische Reichstagsfraktion, entgegen allen internationalen Beschlüssen, für die Kriegskredite, also für den imperialistischen Krieg stimmte, stand Wilhelm Pieck auf der Seite der entschiedenen Antimilitaristen. Die Gruppe“ Internationale“ (der spätere Spartakusbund) übertrug ihm die Agitationsarbeit für Groß-Berlin.
Aufgrund dieser Tätigkeit wurde er seines Amtes als Geschäftsführer des zentralen Bildungsausschusses der SPD enthoben, und das Steglitzer Jugendheim, wo Pieck die jugendliche Opposition um sich versammelt hatte, wurde geschlossen.
Als Wilhelm Pieck am 28. Mai 1915 erstmalig 300 Berliner Arbeiter und Frauen in einer Antikriegsdemonstration vor das Berliner Schloß führte, wurde er verhaftet, zwangsweise in Uniform gesteckt und nach einer kurzen Ausbildungszeit in die Hölle von Verdun, in die Schlachten an der Somme und in Flandern geschickt, wo er den imperialistischen Krieg mit allen seinen Schrecken kennenlernte.
Als er nach einer Beinoperation in der Heimat wieder an die Front geschickt werden sollte, verließ er in Halle den Zug und kehrte nach Berlin zurück, wo er sofort die illegale Arbeit wieder aufnahm.
Im April 1917 nahm er am Gründungsparteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) teil.
In den Novembertagen 1918 und den folgenden revolutionären Kämpfen stand Wilhelm Pieck immer im Brennpunkt der Ereignisse. Er trat neben Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in Massenkundgebungen des Spartakusbundes im Treptower Park und in der Siegesallee als Redner auf, auch während der Blutweihnacht 1918 und während der Spartakuskämpfe. Im Januar 1919 war Wilhelm Pieck ebenso wie Karl Liebknecht inmitten der revolutionären Matrosen, wo sie sich in die Reihen der Kämpfenden eingliederten.
Der 15. Januar 1919, der Tag, an dem Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ein Opfer der gegen sie betriebenen systematischen Mordhetze wurden, war Wilhelm Pieck auf der Suche nach neuen Ausweispapieren für seine verfolgten Freunde. Als er am Abend in das gemeinsame Absteigequartier zurückkam, wurde er verhaftet und ebenso wie Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ins Eden-Hotel, dem Hauptquartier der konterrevolutionären Truppen gebracht. Dort mußte er zum Teil die Vorbereitungen zur Ermordung seiner Freunde miterleben. Auch ihm war das gleiche Schicksal wie seinen beiden Freunden zugedacht, und nur durch seine Geistesgegenwart gelang es ihm, im Trubel der Ereignisse zu entkommen.
Seit dem 11. November 1918 gehörte Wilhelm Pieck der Zentrale des Spartakusbundes an und war seit der Gründung der KPD Ende Dezember 1918 / Anfang 1919, ununterbrochen Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Deutschlands. Die KPD stellte ihn wieder an die Spitze der Organisation und berief ihn zum Organisationsleiter des Zentralkomitees. Im Jahre 1920 wurde Wilhelm Pieck in Berlin als Abgeordneter in den Preußischen Landtag gewählt und leitete seit 1925 als Vorsitzender die kommunistische Fraktion. Viele Jahre hindurch war Wilhelm Pieck Sekretär und Leiter der KPD in Berlin-Brandenburg und hatte an dem steten Vormarsch der KPD in diesem Gebiet maßgebenden Anteil. Als nach den Märzereignissen 1921 die “Rote Hilfe“ gegründet wurde, um die Opfer des Terrors der Standgerichte zu unterstützen, übernahm Wilhelm Pieck sofort die Leitung der “Roten Hilfe“.
Als die faschistische Gefahr ihr Haupt erhob, da war es u. a. Wilhelm Pieck, der die Arbeiterschaft zur Bildung einer Einheitsfront aufrief, als einzig wirksames Mittel, den Machtantritt Hitlers zu verhindern.
Als Ernst Thälmann, dieser unbeugsame Arbeiterführer und vorbildliche kommunistische Kämpfer, in die Hände seiner Todfeinde fiel, wurde Wilhelm Pieck zum rührigsten Organisator und Führer der Befreiungsaktion für Ernst Thälmann und tausende antifaschistischer Kämpfer, die in Zuchthäusern und in den Folterhöllen dem Terror und der Blutjustiz der SS und Gestapo ausgesetzt waren.
Auf der illegalen Brüsseler Parteikonferenz im Oktober 1935 wurde Wilhelm Pieck für die Dauer der Verhaftung Ernst Thälmanns zum Vorsitzenden der Partei gewählt. Unter Führung Wilhelm Piecks ging die Partei daran, die Bildung einer breiten antifaschistischen Volksfront zur Mobilisierung aller antifaschistischen Kräfte gegen die Hitlerdiktatur, gegen die Herrschaft des Monopolkapitals und gegen den imperialistischen Krieg vorzubereiten.
Obwohl Wilhelm Pieck einer der ersten war, denen die Nazis die deutsche Staatsbürgerschaft absprachen, blieb er doch immer mit den Massen des deutschen werktätigen Volkes eng verbunden und benutzte in all den Jahren der Emigration jede Gelegenheit, die deutschen Arbeiter aufzurufen zur Einheit und zum Kampf gegen die grausame Hitlerdiktatur.
Durch seine Tätigkeit im Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (EKKI) wurde er auch in der internationalen kommunistischen Arbeiterbewegung bekannt. Auch die Haltung zur Großen Sozialistischen Oktoberrevolution sowie der Sowjetunion waren für ihn echte Herzenssache.
Wilhelm Pieck war Mitbegründer des Nationalkomitees Freies Deutschland und kämpfte mit Erich Weinert und Walter Ulbricht an der Seite der Roten Armee gegen die faschistische Wehrmacht.
Nach dem Zusammenbruch der Naziherrschaft durch die Befreiungstat der Roten Armee war Wilhelm Pieck wieder zur Stelle. Und er kannte keine Schwierigkeiten, kein Unmögliches als es hieß, seinemVolke in seiner schwersten Stunde zu helfen sowie mit anzupacken beim Neuaufbau eines wahren demokratischen Deutschlands. Unter seinem Vorsitz nahm die KPD ihre Tätigkeit in Deutschland wieder auf und konnte dem deutschen Volke in einem Aktionsprogramm den Weg zeigen aus Schutt und Trümmern zu einer neuen besseren Zukunft.
Von Oktober 1935 bis April 1946 sowie danach, seit dem Vereinigungsparteitag von KPD und SPD zur SED, war Wilhelm Pieck Vorsitzender unserer Partei.
Weit über den Kreis der KPD hinaus ist sein Name auch durch seine Tätigkeit als 1. Arbeiterpräsident der DDR bekannt, als der eines Kämpfers für die Rechte und Freiheiten aller Werktätigen, für Frieden und Völkerversöhnung, als der eines unerbittlichen Gegners jeder Art von Chauvinismus und Rassenhaß, von Imperialismus und Militarismus.
Nie ist er vom marxistischen Wege abgewichen und hat konsequent die Lehre von Marx, Engels und Lenin in die Tat umzusetzen gesucht.
So sind mit seinem Namen und dem politischen Wirken dieses Arbeiterführers, Internationalisten und Patrioten, dem politischen Staatsmann und Menschen, der für seine Mitkämpfer immer „unser Genosse Wilhelm“ geblieben war, die entscheidenden Wendepunkte in der Geschichte unserer Arbeiterbewegung, unseres Volkes sowie unserer Partei im 20. Jahrhundert aufs engste verbunden, so die Gründung der KPD, die Vereinigung von KPD und SPD zur SED sowie die Gründung der DDR.
Am 7. September 1960 schloß Wilhelm Pieck für immer seine Augen.
Wir werden ihm ein ständiges ehrendes Gedenken bewahren, in seinem Sinne unsere Zielstellung für den heutigen Kampf umzusetzen versuchen und uns seiner Taten für den Sozialismus, für den Aufbau einer neuen schöneren Welt, in der Frieden und der Humanismus seine Heimstatt gefunden hat, immer wieder mit Ehrfurcht und Dankbarkeit erinnern.
Sonja Schmuck